Neustädtischer Markt | Brandenburg

Titelbild des Steckbriefs für Neustädtischer Markt | Brandenburg
Ausgrabungsarbeiten und Grabungsfunde am Neustädtischen Markt, 1997.
Quelle: Fachgruppe Denkmalschutz, Stadt Brandenburg an der Havel

Die große Leere

Wie sah der Ort früher aus?

Einst stand hier das Neustädtische Rathaus, neben welchem sich die Roland-Statue von 1474 befand

Wie hätte der Ort aussehen sollen?

1996 begannen Bauarbeiten für die "Rathausgalerie", eine große innerstädtische Shoppingmall, welche später eingestellt wurden

Wer nutzte den Ort?

Urlauber, Einheimische, Einkäufer, Marktstandbetreiber, Jugendliche

Das traditionsreiche, ikonische Ensemble aus Neustädtischem Rathaus und Roland-Statue in Brandenburg an der Havel wurde mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von seinem Standort verdrängt. In der DDR befand sich an dieser Stelle stattdessen ein Parkplatz, der als Treffpunkt und Aufmarschplatz zugleich diente. Dessen Entwertung wurde anschließend durch den Beginn der Bauarbeiten des Shoppingcenters „Rathausgalerie" eingeläutet. Auch die beliebte digitale Uhr musste weichen. Als der Bauprozess für archäologische Untersuchungen längerfristig unterbrochen wurde, schien die Baugrube zum Dauerzustand zu werden, bis die „Loch-Zu-Initiative" das Loch füllte. Nun wird der Ort als Markt- und Parkplatz genutzt.

Roland auf Reisen

<p>Roland auf Reisen</p>
Fotografie Roland-Statue von 1474 vor dem Altstädtischen Rathaus, 2001.
Sammlung Stadtmuseum Brandenburg an der Havel. (2022-07-12). Fotografie Roland-Statue von 1474 vor dem Altstädtischen Rathaus, 2021. Foto: Thomas Voßbeck. Abgerufen unter https://brandenburg.museum-digital.de/object/71092

Das Neustädtische Rathaus stammte in seinen Ursprüngen aus dem 14. Jahrhundert und wurde mehrfach umgebaut. Direkt neben dem Eingang befand sich bis 1941 die Roland-Statue von 1474. Zum Schutz vor Bombenschäden wurde sie außerhalb der Stadt vergraben. 1946 – das Rathaus mit seinen Anbauten war fast vollständig zerstört – wurde sie vor dem Altstädtischen Rathaus aufgestellt.


Kleine Figur, große Bedeutung

<p>Kleine Figur, große Bedeutung</p>
Spielzeugfigur des Rolands der Stadt Brandenburg an der Havel.
Quelle: Sammlung Stadtmuseum Brandenburg an der Havel. (2022-07-12). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/71093

In die Sammlung des Museums im Frey-Haus hat diese kleine „Kopie“ des Rolands Einzug gehalten. Sie belegt die Bedeutung des „Rolands“ als Wahrzeichen für die Stadt – gleichgültig, an welchem Ort sie steht.


Ein inspirierendes Ensemble

<p>Ein inspirierendes Ensemble</p>
Neustädter Rathaus, 1920.
Grafik: Walter Garski. Quelle: Sammlung Stadtmuseum Brandenburg an der Havel. (2022-08-17). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/71094

Der Grafiker Walter Garski verbrachte 45 Jahre in Brandenburg an der Havel. In den 1920er Jahren erhielt er mehrfach Aufträge von der Stadt – so etwa für die Gestaltung von Motiven für Notgeld. In diesem Fall zeichnete er die markante Ecke des Neustädtischen Rathauses, an welcher der Roland platziert war.


Eine standhafte Wand

<p>Eine standhafte Wand</p>
Fotografie Neustädtisches Rathaus, 1945/46.
Quelle: Sammlung Stadtmuseum Brandenburg an der Havel. (2022-08-17). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/71096

Von dem im 14. Jahrhundert erbauten Neustädtischen Rathaus blieb nach den Kämpfen um die Stadt im Zweiten Weltkrieg nur die gotische Rückwand erhalten. Als diese Aufnahme entstand, war über den Abriss des Gebäudes noch nicht entschieden worden – man überlegte, die noch existierende Wand in ein neues Gebäude einzubeziehen. Bis heute ist der Standort unbebaut.


Zeit für Veränderung

<p>Zeit für Veränderung</p>
Fotografie Neustädtischer Markt, um 1970.
Quelle: Sammlung Stadtmuseum Brandenburg an der Havel. (2022-08-17).URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/71106

Den Ort des bis 1950 abgetragenen Rathauses nutzte man bis in die 1990er Jahre hinein als Parkplatz,  für Großveranstaltungen und Aufmärsche. Am 12. November 1989 fand hier die größte Demonstration der Wendezeit in der Region statt. Den straßenseitigen Teil gestaltete man mit Grünanlage, einer großen digitalen Uhr und einem Springbrunnen. Dieser existierte an dieser Stelle bis 1995 und wird heftig vermisst.


Archäologische Funde statt shopping

<p>Archäologische Funde statt shopping</p>
Stark zerstörte Schreibmaschine aus dem Keller des ehemaligen Neustädtischen Rathauses, undatiert.
Quelle: Sammlung Stadtmuseum Brandenburg an der Havel. (2022-07-12). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/71107

Als Bauarbeiter 1996 begannen, den Bauplatz für die „Rathausgalerie“ – ein Shoppingcenter – vorzubereiten, stießen sie auf die Keller des ehemaligen Rathauses und seiner mittelalterlichen Vorgänger. Die geborgenen Funde aus dem Brandschutt von 1945 belegen die Nutzung als Verwaltungsgebäude – wie etwa diese Schreibmaschine. Aufgrund der langen, seit 1997 andauernden, Unterbrechung wurden die Planungen für die „Rathausgalerie“ eingestellt, 2002 wurden die Bauarbeiten beendet – das „Brandenburger Loch“ schien zur Dauereinrichtung zu werden. Die „Loch-Zu-Initiative“ verfüllte die Grube 2003 ohne Genehmigung und in Eigeninitiative unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. Seither wird der Platz als Markt- und Parkplatz genutzt – und wurde während der Corona-Pandemie regionaler Treffpunkt der Querdenker-Szene. Bis heute wird über die weitere Gestaltung des Areals diskutiert.


Autorin: Elke Kimmel


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