Neißebrücken | Forst

Titelbild des Steckbriefs für Neißebrücken | Forst
Ehemaliger Neißesteg, Forst.
Quelle: Stefan Fussan, CC BY-SA 3.0

Brücken als Mahnmale

Was ist hier geschehen?

1945 wurden die Lange Brücke und der im Bild sichtbare Neißesteg zerstört, um den Vormarsch der sowjetischen Truppen zu behindern.

Wer nutzte den Ort?

Der Steg war Fußgängern vorbehalten, die Lange Brücke war die zentrale Verbindung nach Berge, in die Forster Neustadt.

Gibt es Pläne für die Zukunft der Brücken?

Ja, jedoch scheiterten immer wieder geäußerte Pläne einer Wiederherstellung der Brücken nach 1990 bislang unter anderem daran, dass es Unstimmigkeiten über den dafür geeigneten Ort gab.

Höheres Niveau

<p>Höheres Niveau</p>
Fotografie Bauarbeiten an der neuen Neißebrücke, 1922.
Quelle: Sammlung Archiv des Landkreises Spree-Neiße (CC BY-NC-SA). Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz). (2022-05-25). Fotografie Bauarbeiten an der neuen Neißebrücke, 1922. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69670

Neißesteg und Lange Brücke entstanden in den 1920er Jahren und ersetzten ältere Vorgängerbrücken aus Holz. Zwischen beiden Brücken lag ein Abstand von etwa 350 Metern. Die Bauarbeiten für die neue „Lange Brücke“, die direkt neben der bereits bestehenden lag, begannen im Juli 1921. Am 17. Dezember 1922 konnte sie eröffnet werden. Die neue Brücke lag drei Meter über dem Niveau der Vorgängerbauten. Die Angleichungsmaßnahmen an den Brückenköpfen dauerten noch bis Mitte 1923 – dann erst konnte der Vorgängerbau abgerissen werden.


Mit einem Seufzen zum Finanzamt

<p>Mit einem Seufzen zum Finanzamt</p>
Postkarte Neuer Steg oder Neißesteg, 1922.
Quelle: Sammlung Franz Owcarek (CC BY-NC-SA). Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz). (2022-05-25). Postkarte Neuer Steg oder Neißesteg, 1922. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69665

Magistrat und Stadtverordnete beschlossen im März 1922, eine Fußgängerbrücke als Verbindung zwischen der Forster Neustadt und der Innenstadt zu errichten. Noch am Ende desselben Jahres konnte der „Seufzersteg“ – so benannt, weil er geradewegs zum Finanzamt führte – freigegeben werden.


Zentrale Verbindung über die Neiße

<p>Zentrale Verbindung über die Neiße</p>
Postkarte Stadtansicht mit „Langer Brücke“ vor 1945.
Quelle: Sammlung Hagen Pusch (CC BY-NC-SA). Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz). (2022-05-25). Postkarte Stadtansicht mit „Langer Brücke“ vor 1945. Abgerufen unter https://brandenburg.museum-digital.de/object/69673

Die „Lange Brücke“ war die zentrale Verbindung für den motorisierten Verkehr zwischen dem Stadtkern und der östlich der Neiße gelegenen Forster Neustadt. Am westlichen Ufer wurde der angrenzende Stadtraum, der Rathenauplatz, komplett neugestaltet.


Taktische Zerstörung Teil 1

<p>Taktische Zerstörung Teil 1</p>
Fotografie Neuer Steg oder Neißesteg, 1945.
Quelle: Sammlung Hagen Pusch (CC BY-NC-SA). Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz). (2022-05-25). Fotografie Neuer Steg oder Neißesteg, 1945. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69667

Um den Vormarsch der Roten Armee zu behindern, sprengten deutsche Einheiten 1945 den Steg über die Neiße. Im Hintergrund ist die stark zerstörte Forster Innenstadt zu erkennen.


Taktische Zerstörung Teil 2

<p>Taktische Zerstörung Teil 2</p>
Fotografie „Treffen" an der Neiße.
Quelle: Sammlung Hagen Pusch (CC BY-NC-SA). Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz). (2022-07-23). Fotografie „Treffen" an der Neiße. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69674

Um den Vormarsch der sowjetischen Armee zu verzögern, sprengte die deutsche Wehrmacht auch die Lange Brücke.  Nach dem Krieg wurde der nun in Polen liegende Stadtteil Berge fast vollständig abgerissen, die Trümmer wurden als Baumaterial für Häuser in zentraleren polnischen Landesteilen verwendet.

Bis heute erinnern die noch existierenden Brückenköpfe auf deutscher und polnischer Seite an den Zweiten Weltkrieg.


Die „Friedensgrenze“

<p>Die „Friedensgrenze“</p>
Fotografie Neißesteg mit Grenzpfosten, um 1950.
Quelle: Sammlung Franz Owcarek (CC BY-NC-SA). Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz). (2022-05-25). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69668

Seit dem Zweiten Weltkrieg verläuft an dieser Stelle die Grenze nach Polen: In der DDR-Zeit hieß sie zwar „Friedensgrenze“, sie zu überqueren war aber nicht ohne Weiteres möglich. Der Neißesteg blieb als Mahnmal an den Zweiten Weltkrieg erhalten. Nach 1990 gab es immer wieder Pläne, die Brücke wiederherzustellen – bislang jedoch wurden sie nur temporär umgesetzt. So berichtete die „Berliner Zeitung“ am 17. August 1992: „Normalität für einen Tag. Tausende von Menschen nutzten den Behelfsübergang in Forst. Anläßlich des 2. Europäischen Volks- und Polizeifestes verband am Sonnabend für 24 Stunden eine vom Technischen Hilfswerk aufgebaute Pontonbrücke Forst mit dem polnischen Nachbarort Zasieki. Die durch die Neiße getrennten Anwohner nutzten die Kontaktmöglichkeiten ausgiebig. […] Nach dem Fest wurde die Pontonbrücke wieder abgebaut. Nun bestimmen wieder die Ruinen der beiden alten Stadtbrücken das Bild.“


Autorin: Elke Kimmel


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