Spreepark | Berlin

Titelbild des Steckbriefs für Spreepark | Berlin
Riesenrad und umgefallene Dinosaurier-Statue im Spreepark, 2018.
Quelle: Victor Fontes, via Unsplash. URL: https://unsplash.com/photos/w-bvhqRJFe0.

Ein Riesenrad im Wald. Im ehemaligen Spreepark im Plänterwald hat sich die Natur längst wieder etabliert. In einem der bekanntesten Berliner „Lost-Places“ erinnert wenig an die Menschenmassen, die den Park einst täglich nutzten. Eine Neueröffnung ist seit einiger Zeit in Planung.

Was ist hier erkennbar?

Das Riesenrad des ehemaligen Spreepark im Berliner Plänterwald.

Wann wurde hier gebaut?

Das ehemals „Kulturpark Berlin“ genannte Vergnügungsgelände wurde 1969 eröffnet.

Wer nutzte das Gelände?

Der Spreewaldpark wurde in der DDR als Freizeitpark genutzt und nach 1990 auch für einige Jahre im wiedervereinten Berlin. Besucher:innen jeglichen Alters nutzen hier täglich das Angebot an Fahrgeschäften. Nach der Schließung des Parks hielten sich hier vermehrt „Einbruchstourist:innen" auf.

Die lange Geschichte der Nutzung des Spreeparks als Vergnügungsgelände ging in den 1990er Jahren zu Ende. Von den Besuchermassen, die hier teils täglich verkehrten, war plötzlich nichts mehr zu sehen. Und doch lässt sich heute von dem Spreepark als Zukunftsort sprechen. Doch wie kam es dazu? Als die Natur sich die Fläche, die zuvor von Fahrgeschäften bestimmt war, allmählich zurückholte, zog die dadurch entstandene einmalige Atmosphäre des Ortes sogenannte „Einbruchstourist:innen" an. Somit wurde der Park wohl zu einem der bekanntesten „Lost Places" Berlins. Nun gibt es seit einiger Zeit Pläne zum Wiederaufbau des Parks. Zahlreiche Plakate, die Visualisierungen des zukünftigen Parks zeigen, vermarkten den Zukunftsort auch auf dem Gelände selber, welches sich derzeit durch Führungen besichtigen lässt. Das Riesenrad soll wieder aufgebaut werden. Damit behält auch der zukünftige Spreepark sein Wahrzeichen.

Berliner Gewerbeausstellung 1896

<p>Berliner Gewerbeausstellung 1896</p>
Die Wasserbahn in der Berliner Gewerbeausstellung. Nach einer Originalzeichnung von W. Stöwer, 1896.
Quelle: various, Public domain, via Wikimedia Commons. URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Die_Gartenlaube_(1896)_b_0716.jpg.

Das Gelände des Plänterwalds rückte 1896 erstmals in den öffentlichen Blickpunkt, da es als Standort für die Berliner Gewerbeausstellung ausgewählt wurde. Diese fand zum 25.-jährigen Jubiläum Berlins als Reichshauptstadt statt. Als deutsche Version der Weltausstellung sollte sie an den Erfolg dieser in London 1851 und 1867 in Paris anknüpfen. Um die Besucher:innen zur Ausstellung zu bringen wurde die Verkehrsinfrastruktur in Treptow ausgebaut. Unter anderem erhielt die Ringbahn eine neue Haltstelle: die heutige S-Bahnhaltestelle Treptower Park. Auf dem Ausstellungsgelände wurde auch ein Vergnügungspark angelegt, welcher sich im westlichen Teil des Geländes befand.


Treptow hat wieder einen Freizeitpark

<p>Treptow hat wieder einen Freizeitpark</p>
Kulturpark Treptow, 1956.
Quelle: IRS Erkner/Wiss. Samml., IRS_C_12_01_20-02.

Der Plänterwald ist ein aufgeforsteter Wald und entstand 1873. Der Name ist abgeleitet vom Wort „Plentern“, welches die Erschaffung eines künstlichen Mischwaldes bedeutet. Mit dem 1969 dort errichteten Kulturpark erhielt Treptow wieder einen Freizeitpark. Zuvor hatten bereits zwei Treptower Vergnügungsparks existiert, die in den Jahren 1896 und 1936 entstanden. Die Entscheidung für den Standort des Kulturparks fiel auf den Plänterwald, auch da einige Grundstücke in Treptow aufgrund ihrer Nähe zum sowjetischen Ehrendenkmal nicht in Frage kamen. Der Park sollte das Prestigeobjekt zum 20. Geburtstag der DDR werden und kostete ca. 160 Mio. D-Mark.


„Ein Stück Westen im Osten“

<p>„Ein Stück Westen im Osten“</p>
Kulturpark Treptow, ca. 1970.
Quelle: IRS Erkner/Wiss. Samml., D1_1_8_1_003.

Der Kulturpark im Plänterwald war der einzige ständige Vergnügungspark der DDR. Das machte ihn einzigartig, obwohl auch in anderen ostdeutschen Städten Kulturparks eröffnet wurden (z.B. 1955 in Leipzig und 1966 in Magdeburg). Viele der Attraktionen wurden aus dem nichtsozialistischen Ausland importiert und im Anschluss unter anderem Namen betrieben. So wurde beispielsweise aus dem „Astrojet“ das Kosmodrom oder aus dem Karussell „Nasa“ der „Sputnik“. Die durchschnittliche Besucherzahl des Kulturparks lag in der DDR jährlich bei 1,5 Millionen.


Der „Kulti“

<p>Der „Kulti“</p>
Werbeheft, Immer ein Erlebnis. Kulturpark Berlin, 1974.
Quelle: © Sammlung Stiftung Berliner Stadtmuseum, lnv.-Nr.: SM 2012-3371. Foto: Papier, Druck, 18,40 cm x 19,80 cm. URL: https://sammlung-online.stadtmuseum.de/Details/Index/430852.

Der Freizeitpark hatte in der DDR offiziell den Namen „VEB Kulturpark Berlin“. Von den Ostberliner:innen wurde er jedoch zumeist „Kulti“ genannt. Ostdeutsche sprachen vom „Plänterwald“ und Westdeutsche nannten ihn „Kulturpark“. Teils wurde der Park auch scherzhaft als „Plemperwald“ bezeichnet.


Wo sind die Besucher:innen hin?

<p>Wo sind die Besucher:innen hin?</p>
Spreepark von oben, Berlin, ca. 2017.
Quelle: Jaromir Kavan, via Unsplash. URL : https://unsplash.com/photos/8KQSyenK13w.

Die Wende erlebte der „Kulti“ im Winterschlaf. Als die Saison 1990 wieder begann, hatte sich die Besucherzahl drastisch reduziert. Lediglich 200 000 Besucher:innen zählte man am Ende des Jahres. Durch die neugewonnene Zugänglichkeit westdeutscher Vergnügungsangebote minderte sich schlagartig die Exklusivität des Parkes. Daraufhin wurde der „Kulti“ unter dem Namen „Spreepark“ schrittweise in einen Waldthemenpark verwandelt. Der Rückgang der Besucherzahlen in den 1990er Jahren endete in einem Insolvenzantrag der Spreepark GmbH im Jahr 2002. Der Park wurde im selben Jahr geschlossen und der Verwahrlosung überlassen.


Einbruchstourismus im Lost Place

<p>Einbruchstourismus im Lost Place</p>
Spreeblitz im Spreepark, Berlin, 2022.
Quelle: Tobias Rinke. Foto: 02.07.2022.

Mittlerweile hat die Natur den Freizeitpark größtenteils rückerobert. Die der Witterung ausgesetzten und teils überwucherten Fahrgeschäfte verleihen dem verlassenen Freizeitpark ein einzigartiges Flair, das auch weiterhin Menschen anzieht, obwohl keine Attraktion mehr betriebsfähig ist. Tourist:innen können das Gelände nach wie vor über die dort angebotenen Führungen erkunden. Doch auch der illegale Spreeparkbesuch ist noch immer sehr beliebt. Im Zuge dieses Einbruchskults griff der Wachschutz teils täglich rund 500 Einbrecher:innen auf, die meistens über den Zaun kletterten.


Neues Leben

<p>Neues Leben</p>
Spreepark Spreeblitz Konzeptvisualisierung, Berlin, 2017.
Quelle: Team Latz + Partner. Visualisierung: die-grille. URL : https://assets.latzundpartner.de/media/cache/b7/68/b76870b33bf65fe84259b865abf7c0df.webp.

Seit 2016 ist das Gelände des Spreeparks in Besitz der Grün Berlin GmbH. Ziel dieser ist die Schaffung eines Kunst- und Kulturparks, welcher unter Einbeziehung von Architekt:innen und Bürgerdialogen entwickelt werden soll. Mittlerweile liegen schon konkrete Bebauungspläne vor. Für einige der ehemaligen Fahrgeschäfte gibt es Umnutzungskonzepte. Der Charme des „Kultis“ soll möglichst wieder hergestellt werden. Auch die Natur, die sich über das Gelände hin ausgebreitet hat, ist im Konzept verankert. So soll beispielsweise die ehemalige Achterbahn „Spreeblitz“ in einen Spazierweg durchs Grüne verwandelt werden.


Autor: Tobias Rinke


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