Nadelöhr | Ludwigsfelde

Titelbild des Steckbriefs für Nadelöhr | Ludwigsfelde
Das „Nadelöhr“, 1965.
Foto: Sammlung Museum Stadt und Technik Ludwigsfelde

Die Potsdamer Straße als Autobahnunterführung

Wer baute hier?

Das Deutsche Reich

Wann wurde gebaut?

In den 1930er Jahren

Wer nutzte den Ort?

Verkehrsteilnehmer:innen

Ein Prestigeprojekt teilt einen Ort

<p>Ein Prestigeprojekt teilt einen Ort</p>
Fotografie Nadelöhr, 1946.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Nadelöhr, 1946. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69476

Die Reichsautobahn gehörte zu den Prestigeprojekten des Nationalsozialismus, sie wurden als wichtige Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen propagiert. Teil des Gesamtprojekts war der „Berliner Ring“ – die heutige Autobahn 10 –, die die Potsdamer Straße und Ludwigsfelde seit 1936 teilte. Der einzige Weg von einer auf die andere Seite der Autobahn führt durch das „Nadelöhr“ – Hunderte von Menschen passierten diese Unterführung tagtäglich auf dem Weg zur Arbeit.


Immer mehr Leute fädeln sich durch das Nadelöhr

<p>Immer mehr Leute fädeln sich durch das Nadelöhr</p>
Fotografie Nadelöhr, um 1965.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Nadelöhr, um 1965. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69478

Doch lange Zeit verdiente das „Nadelöhr“ diesen Namen nicht: Erst mit dem Wachstum der Stadt Ludwigsfelde und der zunehmenden Verbreitung von privaten PKW wird die Autobahnunterführung an der Potsdamer Straße tatsächlich zum „Nadelöhr“.


Essentieller Durchgang

<p>Essentieller Durchgang</p>
Fotografie Bauarbeiten am Fußgängertunnel, 1968.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Bauarbeiten am Fußgängertunnel, 1968. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69480

Obwohl die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, wird die neue Fußgängerunterführung bereits genutzt. Ein getrennter Weg für Fußgänger und Radfahrer war wegen der immer stärkeren Auslastung des Nadelöhrs unvermeidlich geworden.


Verweilen am Ludwigsfelder Verkehrsknotenpunkt

<p>Verweilen am Ludwigsfelder Verkehrsknotenpunkt</p>
Fotografie Passanten am Nadelöhr, nach 1970.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Passanten am Nadelöhr, nach 1970. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69483

Durch die Ende der 1960er Jahre fertiggestellte Fußgänger- und Radfahrerunterführung entzerrte sich die Verkehrssituation am Nadelöhr spürbar – so wurde der Ort zeitweise auch als Treffpunkt genutzt.


Stadtwappen zwischen zwei Teilen einer Stadt

<p>Stadtwappen zwischen zwei Teilen einer Stadt</p>
Fotografie Stadtwappen von Ludwigsfelde, 1987-1989.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Stadtwappen von Ludwigsfelde. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69490

Das Stadtwappen von Ludwigsfelde stammt aus dem Jahr der Erhebung zur Stadt 1965. Dietrich Rohde gestaltete 1987 danach die vor dem Nadelöhr platzierte Skulptur. Zu sehen ist ein stilisiertes Hochhaus, das auf einer ebenfalls stilisierten Brücke steht. Beide Teile des Schildes werden durch ein Zahnrad verbunden, das oben hinter dem Hochhaus und unten vor der Brücke lag. Der äußere Rahmen erinnert an einen Motorblock. 1993 wurde die Skulptur entfernt und eingelagert. Nach der Restaurierung wird sie ihren neuen Standort im Ludwigsfelder Museum erhalten.


Der Versuch des Zusammennähens zweier Ortsteile

<p>Der Versuch des Zusammennähens zweier Ortsteile</p>
Fotografie Abbau des Stadtwappens am Nadelöhr, 1993.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Abbau des Stadtwappens am Nadelöhr 1993. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/72272

1989/90 wird eine Verbreiterung der Autobahn diskutiert, die Stadt lehnt dies jedoch ab. Eine Verlegung der Autobahn kommt aus Kosten- und Umweltgründen nicht in Frage. „Es gibt viel zu tun, um das Antlitz von Ludwigsfelde ausdrucksvoller zu gestalten. Die den Ort gnadenlos in zwei Teile trennende Autobahn wird in absehbarer Zeit in einem Trog, der mehrfach überbrückt wird, verschwinden. Die zwei Teile der Stadt werden zusammenwachsen.“ Die Entfernung des Stadtwappens aus der DDR-Zeit leitete den geforderten Wandel sichtbar ein.


Öffnung der Grenze

<p>Öffnung der Grenze</p>
Fotografie Abriss der Autobahnbrücke, Februar 2001.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Abriss der Autobahnbrücke, Februar 2001. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69487

Während die 1936 erbaute Brücke abgerissen wird, steht die neue Autobahnbrücke bereits. Ab 2000 wird die Autobahntrasse über eine neue Brücke verlegt, die alte Autobahnbrücke wird Anfang der 2000er Jahre abgerissen. Sie wird durch eine 300 Meter lange und fast sieben Meter hohe Überführung ersetzt, unter der Ladengeschäfte angesiedelt werden sollen. Katrin Lange schreibt am 13. Juni 2000 in der „Berliner Morgenpost“ über das Bauvorhaben:

„Unter den Augen der Ludwigsfelder wächst gerade das wohl ungewöhnlichste Verkehrsprojekt des Landes Brandenburg. Die Autobahn, die auf einem Betonwall mitten durch das Zentrum von Ludwigsfelde führt und die Stadt in zwei Teile zerschneidet, soll aufgebockt werden. Dazu wird sie auf einer Länge von 330 Meter auf 40 Stelzen gehoben. Die durchschnittliche Höhe liegt dann bei 4,70 Meter. Direkt in der Stadt werden die Stelzen fast sieben Meter hoch sein. Dadurch werden beide Stadthälften erstmals miteinander verbunden. Denn bislang sind Ost und West nur durch ein einziges Nadelöhr, die Brücke an der Potsdamer Straße, zu erreichen. Für die neu gewonnenen Flächen unter der Autobahn hat Ludwigsfelde ehrgeizige Pläne. Hier soll eines Tages das neue Zentrum entstehen. Geplant ist, unter der Autobahn Läden anzusiedeln. Nach der jahrzehntelangen Teilung der Stadt durch den Autobahnwall könnte damit für [die Stadt] Ludwigsfelde und deren 20.000 Einwohner ein neues Zeitalter beginnen.“


Vollbrachter Zusammenschluss

<p>Vollbrachter Zusammenschluss</p>
Fotografie Potsdamer Straße in Ludwigsfelde, 2002.
Quelle: Museum für Stadt und Technik Ludwigsfelde, Sammlung MUST. (CC BY-NC-SA 4.0). (2022-09-16). Fotografie Potsdamer Straße in Ludwigsfelde, 2002. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/72273

Im Mai 2002 wurde die großzügig gestaltete Durchfahrt unter der Autobahn dem Verkehr übergeben. Nicht alle Planungen haben sich realisieren lassen, aber es gibt ein jährlich stattfindendes Brückenfest und die Zweiteilung der Stadt ist aufgehoben. Das „Nadelöhr“ ist Geschichte.


Autorin: Elke Kimmel


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