Das Mühlenfließ | Beelitz

Titelbild des Steckbriefs für Das Mühlenfließ | Beelitz
Luftaufnahme des Mühlenfließes

Vom Standortfaktor zum Sidekick der Landesgartenschau

Welche Bedeutung hatte der Ort für die Umgebung?

Einst wichtiger Ort zur Energiegewinnung, dem Mahlen von Getreide und für freizeitliche Nutzungen

Wer nutzte es?

Einheimische, Kinder, Müller, Poststation, Pferde

Was ist hier passiert?

Umweltverschmutzung

Mit der Umweltverschmutzung des Mühlenfließes kommt es zur schlagartigen Entwertung eines Naturgebiets. Dessen vorherige Funktion als Freizeitort und wichtige Ressource zur Energiegewinnung für den Wirtschaftsstandort Beelitz wird zugunsten des Ausbaus der Landwirtschaft zunichtegemacht. Erst über 50 Jahre nach der Verschmutzung des Fließes kommen Pläne zur Naturierung anlässlich der Landesgartenschau 2022 auf. Dieser Versuch der Aufwertung scheitert schließlich aus Kostengründen. Stattdessen wird ein Brunnen angelegt, der den Lauf des Mühlenfließes in Teilen nachzeichnet.

Beelitzer Idylle

<p>Beelitzer Idylle</p>
Kolorierte Ansichtskarte Mühlenfließ, ca. 1900.
Quelle: Sammlung Museen Beelitz. (2022-07-12). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69474

Das Mühlenfließ – auch Pferdefließ genannt – war über Jahrhunderte nicht nur ein wirtschaftlich bedeutsamer Ort für Beelitz. Mit dem angestauten Wasser wurde eine Mühle betrieben. Zudem konnten Pferde getränkt werden, gleichzeitig aber war der Ort auch eine Freizeitidylle: Im Sommer wurde er als Badeanstalt genutzt, im Winter als Fläche zum Eislaufen.


Eine Mühle im Weg

<p>Eine Mühle im Weg</p>
Schreiben zur Entziehung des Staurechts, 1955.
Quelle: Sammlung Museen Beelitz. (2022-06-27). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69460

Im März 1955 wurde dem Mühlenbesitzer August Vogel das Staurecht und damit die Möglichkeit, seine Mühle durch Wasserkraft antreiben zu lassen, entzogen. Als Grund wurden die Beeinträchtigungen der Fischwirtschaft genannt. Außerdem strebte der Rat des Kreises die Trockenlegung der Nieplitzwiesen an, auf denen Landwirtschaft betrieben werden sollte. Vogel erreichte noch einen Aufschub bis Oktober 1957.


Ein Seuchenherd in Beelitzer Idylle

<p>Ein Seuchenherd in Beelitzer Idylle</p>
Schreiben zur Verrohrung des Mühlenfließes, 1967.
Quelle: Sammlung Museen Beelitz. (2022-06-27). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69463

1964 ereignete sich eine Havarie in der Beelitzer Abwasserpumpstation: Zwei Wochen lang wurden sämtliche Abwässer der Stadt in das Fließ eingeleitet –das Gewässer verlandete und wurde als Schuttabladeplatz missbraucht. Der Rat des Kreises beklagte sich mehrfach über den „Seuchenherd“ unweit der Stadt. Aber erst im Laufe des Jahres 1967 erfolgte die Verrohrung und Einebnung des Fließes.


Die gescheiterte Renaturierung

<p>Die gescheiterte Renaturierung</p>
Visualisierung Mühlenfließ, 2021.
Quelle: Museen Beelitz. (2022-07-12). URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69466

Die „Märkische Allgemeinen Zeitung“ berichtete am 12. September 2018: „Das Beelitzer Mühlenfließ wird nicht mit EU-Mitteln in seiner früheren Form wiederhergestellt. Das hat jetzt das Landesumweltamt der Stadt mitgeteilt. […] Mit dem Mühlenfließ als ‚Ausweichstrecke’ am Wehr vorbei wäre zugleich ein vor über 60 Jahren verloren gegangenes und bis dahin stadtbildprägendes Gewässer für die Beelitzer zurückgewonnen worden. […] Als Alternative ist unter anderem vorgesehen, den früheren Verlauf des Gewässers auf seiner Länge optisch und gestalterisch nachzuempfinden und im Bereich des einstigen Pferdefließes hinter der alten Posthalterei in Form eines kleinen Kanals als schmaler Wasserlauf mit einigen Wasserspielen herzurichten.“


Neue Idylle

<p>Neue Idylle</p>
Wasserspiele am ehemaligen Mühlenfließ, 2021.
Foto: Gérard Lorenz. Quelle: Sammlung Museen Beelitz. (2022-07-03). Fotografie Wasserspiele. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/69467

Zur Landesgartenschau 2022 wurde der komplette Bereich um das ehemalige Mühlenfließ neugestaltet. Wasserspiele zeichnen den Lauf des ehemaligen Fließes nach.


Autorin: Elke Kimmel


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