Rosengarten | Forst
Vorzeigeort in der Tuchmacherstadt
Wer baute hier?
Nationales Aufbauwerk der DDR
Wann wurde gebaut?
Anfang der 1950er Jahre
Wer nutzte den Ort?
Einheimische, Touristen, Hungrige
Reger Betrieb
Zum 1913 eröffneten Rosengarten gehörte selbstverständlich Gastronomie: Schon ab März 1910 empfing die Wehrinselgaststätte Ausflügler. Drei Jahre später folgte die Eröffnung einer zunächst temporär gedachten Rosenschau auf 14 Hektar durch Kaiser Wilhelm II. In der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus war der Rosengarten mit der angeschlossenen Wehrinselgaststätte kontinuierlich geöffnet. 1945, am Ende des Zweiten Weltkrieges, wurden Rosengarten und Gaststätte während des Vormarsches der sowjetischen Truppen stark zerstört. In den 1950er Jahren wird das stark zerstörten Areal und die Wehrinselgaststätte mithilfe von Spenden und durch Arbeitseinsätze der Bevölkerung wiederaufgebaut.
Scheinbar berühmt
„Wir lieben Blumenflor und Rosenduft, wir hassen Muckertum wie Stubenluft“ – dieser Spruch schmückte den im Sommer 1921 ausgegebenen Notgeldschein. Notgeldscheine wurden seit Kriegsbeginn 1914 genutzt, weil zunächst Silber- und Goldmünzen, später auch Kleingeld zurückgehalten wurden. Der gezeigte Schein war 50 Pfennig wert. Viele Kommunen schmückten die Scheine mit Abbildungen ihrer Wahrzeichen und nutzten sie damit als touristisches Werbemittel.
Festspiele im Rosengarten
Die Rosengarten-Festspielwochen von 1939 endeten kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges. Ursprünglich als Auftakt für eine Veranstaltungsreihe geplant, mussten die Festspielwochen im Krieg eingestellt werden.
Der Rosengarten feiert 50. Geburtstag
In den 1950er Jahren wurde der Wiederaufbau des stark zerstörten Areals und der Wehrinselgaststätte mit Spenden und Arbeitseinsätzen aus der Bevölkerung bewältigt. 1953 öffnete das Gasthaus am traditionellen Ort. In der Folgezeit wurden hier Familienfeiern wie Jugendweihen oder Hochzeiten. begangen. Aber auch viele der offiziellen Feierlichkeiten der Stadt fanden hier statt. Der 50. Jahrestag der Eröffnung des Rosengartens wurde mit großem Aufwand beworben. Zudem erschienen Souvenirs wie Ansichtskarten der Wehrinselgaststätte oder das wohl zur Rahmung gedachte Tuch mit dem Signet des Rosengartens. Der Forster Bürgermeister bedankte sich persönlich für die rege Unterstützung aus der Bürgerschaft, etwa bei einem Herrn K.: „Die gesamten Vorbereitungen der Rosengartenfestwochen haben bewiesen, daß es in der Forster Bevölkerung eine große Bereitschaft zur persönlichen Unterstützung des weiteren Aufbauwerkes in unserer Stadt gibt.“
Ein beliebtes Motiv
Die Abbildung auf der Serviette zeigt die Wehrinselgaststätte, umringt von Symbolen, die die Zugehörigkeit zum Verbund der staatlichen „Handelsorganisation“ – kurz HO – anzeigen. Die HO wurde bereits 1948 gegründet und übernahm unter anderem auch Warenhäuser und Hotels.
Der Rosengarten feiert 75. Geburtstag
Zum 75-jährigen Bestehen des Forster Rosengartens fanden zahlreiche Feierlichkeiten statt. Erstmals gehörte dazu auch die Wahl einer Rosenkönigin. Die „Neue Zeit“ berichtete am 23. Juni 1988 von allein 40.000 Rosenstauden. „Nach 1945 mußten die Forster Bürger viel Liebe und Fleiß aufwenden, um die vom Krieg arg in Mitleidenschaft gezogene Anlage wieder in ursprünglicher Schönheit herzurichten. Heute zählt der 15 Hektar große denkmalgeschützte Park jährlich bis zu 200.000 Besucher. Die im Zeichen des Jubiläums stehenden Rosengartenfestwochen vom 24. Juni bis 3. Juli bieten mehr als 60 Veranstaltungen.“
Im Chaos der Wendejahre schienen andere Dinge wichtiger als der Erhalt des Rosengartens, der bereits Ende der 1980er Jahre stark in die Jahre gekommen war. Noch 1991 plante die Kommune, die Gastronomie im Park zu übernehmen, später hieß es, Gloria von Thurn und Taxis habe Interesse an der Gaststätte. Doch diese Pläne scheiterten – 1995 wurde die Wehrinselgaststätte wegen Baufälligkeit begleitet von Protesten abgerissen. Viele Forster Bürgerinnen und Bürger bedauerten diese Entscheidung – zumal zunächst kein Ersatz geschaffen wurde. Über zehn Jahre lang gibt es hier lediglich provisorische Zelte. Erst 2008 entstand an gleicher Stelle mit dem „Rosenflair“ ein neues Haus, das unter anderem ein Trauzimmer beherbergt.
Autorin: Elke Kimmel