Kulturhaus | Rheinsberg

Titelbild des Steckbriefs für Kulturhaus | Rheinsberg
Ansichtskarte Ferienheim, 1969.
Quelle: Sammlung Haus der Stadtgeschichte Rheinsberg, Inventarnummer 683475-115012, via Museum digital. URL: https://themator.museum-digital.de/ausgabe/showthema.php?m_tid=1868&tid=2058&ver=standalone.

Kulturhaus des Kernkraftwerks mit Ausstrahlung

Wer baute hier?

Das Kernkraftwerk Rheinsberg.

Wann wurde gebaut?

Bis 1959, Abriss in den 1990er Jahren.

Wer nutzte den Ort?

Arbeiter:innen, Rheinsberger:innen, Urlauber:innen.

Das „Kulturhaus der Arbeiter des Atomkraftwerks“ wurde 1959 eröffnet. Später wurde es für den FDGB-Feriendienst zum „Ferienheim Freundschaft“ umgebaut und als zentrale Gaststätte für die Urlauber und zentraler Veranstaltungsort der Stadtgesellschaft genutzt. Nach 1990 wurde es wegen Baufälligkeit abgerissen, seitdem ist hier eine Brache. Am ehemaligen Standort des Kulturhauses verweist nun nichts mehr auf dieses, er hat sich in einen Nicht-Ort, eine Leerstelle gewandelt. In Rheinsberg wird der Abriss und die damit verbundene Entwertung des Bauwerks weiter als Verlust empfunden, da es seither keinen größeren Veranstaltungsort in der Stadt mehr gibt.

Themen der Authentisierung: AuthentizitätskonflikteEntwertungNostalgie

Musikalische Abende im Kulturhaus

<p>Musikalische Abende im Kulturhaus</p>
Seite aus dem Programmheft der Musiktage, 1961.
Quelle: Haus der Stadtgeschichte Rheinsberg, CC BY-NC-SA 4.0, via Museum digital. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/74394.

Blick in das Programm der Rheinsberger Musiktage 1961: Diese machten stets auch im „Kulturhaus der Bauarbeiter“ Station. Beide Abendkonzerte der Musiktage fanden dort statt.


Das Erholungsheim „Freundschaft“

<p>Das Erholungsheim „Freundschaft“</p>
Postkarte Ferienheim, ca. 1980.
Quelle: Haus der Stadtgeschichte Rheinsberg, CC BY-NC-SA 4.0, via Museum digital. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/74395.

Aus einer Publikation über das Rheinsberg-Fürstenberger Seengebiet, 1974: „1968 wurde die Stadt als Kurort staatlich anerkannt. Der FDGB-Feriendienst übernahm das Kulturhaus der Erbauer des Kernkraftwerkes als Erholungsheim ‚Freundschaft‘ in der Straße der Jugend. Hier werden täglich mehrere hundert Urlauber verpflegt. Das Haus bildet zugleich das Kulturzentrum für den ganzen Ort. Hier finden Tanzabende, Vorträge, Proben des Tanzensembles der Kernkraftwerker statt. Eine Bibliothek, gemeinsam von Stadt und Gewerkschaft unterhalten, dient Einwohnern wie Urlaubern.“ Das Ferienheim befand sich nahe dem östlichen Stadtrand – auf den Fotografien aber scheint es auf einer Waldlichtung zu stehen.


Großes Angebot

<p>Großes Angebot</p>
Postkarte Milchbar im Ferienheim, um 1970.
Quelle: Haus der Stadtgeschichte Rheinsberg, CC BY-NC-SA 4.0, via Museum digital. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/74396.

Bedeutsam für die Stadt und ihre Bewohner war neben dem großen Veranstaltungssaal – bis zu 360 Personen konnten hier feiern – die Bibliothek. Ein zweiter, kleinerer Saal war für bis zu 80 Personen zugelassen: Hier befand sich die Milchbar.


Ein volles Haus, voller Erinnerungen

<p>Ein volles Haus, voller Erinnerungen</p>
Karneval im Kulturhaus, 1970er Jahre.
Quelle: Haus der Stadtgeschichte Rheinsberg, CC BY-NC-SA 4.0, via Museum digital. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/74397.

Die großen Feiern des Rheinsberger Karnevalvereins fanden traditionell im großen Saal des Ferienheims statt. Hier eine Aufnahme aus den frühen 1970er Jahren.
Auch in den 1980er Jahren wurde üblicherweise im Ferienheim gefeiert. Ein Grund dafür, dass der Abriss des Hauses bis heute von vielen Menschen in Rheinsberg bedauert wird.


Leerstand im Kulturhaus

<p>Leerstand im Kulturhaus</p>
Fotografie Kulturhaus Rheinsberg, nach 1998.
Quelle: Haus der Stadtgeschichte Rheinsberg, CC BY-NC-SA 4.0, via Museum digital. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/74398.

Noch in den 1980er Jahren begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten am ehemaligen Kulturhaus. Mit der Auflösung der DDR-Einheitsgewerkschaft, des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, wurden die Arbeiten eingestellt und das Gebäude verfiel zusehends. Es wurde noch in den 1990er Jahren abgerissen.


Ewige Brachfläche in Rheinsberg

<p>Ewige Brachfläche in Rheinsberg</p>
Fotografie ehemaliger Standort des Kulturhauses, um 2005.
Quelle: Haus der Stadtgeschichte Rheinsberg, CC BY-NC-SA 4.0, via Museum digital. URL: https://brandenburg.museum-digital.de/object/74399.

Aus dem Ruppiner Tageblatt vom 26.2.2002:

„Insgesamt 23 Grundstücke will Rheinsberg laut Haushaltssicherungskonzept verkaufen. Das meiste Geld soll die Thermalbadfläche bringen. […] Vom ehemaligen FDGB-Kulturhaus Freundschaft erhofft sich die Stadt 445.000 Euro, bisher wollte das Gelände aber niemand kaufen.“

Anders als der Text vermuten lässt, war das FDGB-Heim zu diesem Zeitpunkt längst Geschichte – in der Menzer Straße 14-16 befindet sich eine unbebaute Brachfläche.


Autorin: Elke Kimmel


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