Die Magistrale | Eisenhüttenstadt

Ein Paradies für die Werktätigen
Was ist hier erkennbar?
Die Magistrale in Eisenhüttenstadt, sie war die Einkaufs- und Freizeitmeile für die Werktätigen des Eisenhüttenkombinats Ost.
Wann wurde gebaut?
Frühe 1950er Jahre
Wer nutzte den Ort?
Arbeiterinnen und Arbeiter
Viel Theater

Als zentrale Achse vom Rathaus zum Werkstor des Eisenhüttenkombinats angelegt, hieß die heutige Lindenallee ursprünglich Leninallee. Hier befanden sich alle zentralen städtischen Einrichtungen: das Kaufhaus Magnet (1960) mit dem monumentalen Wandmosaik „Produktion im Frieden“ von Walter Womacka, das Friedrich-Wolf-Theater (1962) und das Hotel Lunik (1963). Der zentrale Platz am Rathaus blieb unbebaut, Planungen für seine Gestaltung – etwa mit einem Denkmal zu Ehren der sowjetischen Kriegstoten, einer Fachhochschule und einem Einkaufszentrum wurden nicht umgesetzt. Des Weiteren gehörten eine Mokka-Milch-Eisbar und drei Punkthochhäuser zum Ensemble. Noch bevor alle Wohnungen für die zahlreichen Arbeiterinnen und Arbeiter fertiggestellt waren, konnte das Theater an der Magistrale eröffnen. Es existiert noch heute und bietet ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm.
Internationale Gäste

Das „Hotel Lunik“ war selbstverständlich die erste Adresse insbesondere für Geschäftsreisende, die nach Eisenhüttenstadt kamen. Die „Berliner Zeitung“ berichtete am 1. Januar 1967: „Etwa 9000 Gäste aus allen fünf Erdteilen beherbergte im vergangenen Jahr das moderne Hotel ‚Lunik‘ in Eisenhüttenstadt. Seit der Eröffnung vor dreieinhalb Jahren registrierte das ‚Lunik‘ rund 100.000 Gäste.“
Die Anziehungskraft von gutem Essen

Für die Einheimischen war insbesondere das Restaurant im Lunik Anlaufstelle: Hier wurde gefeiert, was man für wirklich wichtig hielt – wenn man denn einen Tisch bekam.
Prominente Gäste

Im Oktober 1983 besichtigte Regierungschef Erich Honecker mit dem österreichischen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger das Eisenhüttenkombinat. Der anschließende Empfang fand – selbstverständlich – im „Hotel Lunik“ statt. Die Ausstattung des Hauses war – wie diese versilberte Zuckerdose belegt – dementsprechend hochwertig. 1984 wurde das gesamte Areal der Magistrale unter Denkmalschutz gestellt. Zahlreiche Gebäude wurden nach der Wende aufwändig saniert.
Unklare Zukunft

Als problematisch erwies sich die Erhaltung des Hotel Lunik: Im Erdgeschoss befand sich zunächst ein Drogeriemarkt, danach stand das Gebäude leer. Pläne zur Sanierung scheiterten mehrfach. Die „Berliner Zeitung“ berichtet am 22. Mai 1992: „Für das Hotel ‚Lunik‘ findet sich kein Käufer. Um das Dreisterne-Hotel ‚Lunik‘ in Eisenhüttenstadt hat sich bei der Treuhand noch kein Käufer beworben. Im Gegensatz dazu ging die Hotelruine ‚Aufbau‘ im Stadtteil Fürstenberg für 600.000 Mark an die Stuttgarter Astoria Hotel Consult und Partner AG. Insgesamt stehen neben den Hotels und einigen Großgaststätten in Eisenhüttenstadt 64 Ladenlokale zum Verkauf. 57 von ihnen haben bereits einen Käufer. In harten Verhandlungen mit der Treuhand ist es zum überwiegenden Teil gelungen, die Objekte an einheimische Interessenten zu verkaufen, obwohl von Firmen aus alten Bundesländern sehr hohe Preisangebote vorlagen.“
Bis heute ist die Zukunft des „Hotels Lunik“ offen. Obschon sich mit dem Hotel zahlreiche positive Erinnerungen verbinden, verfällt das Gebäude zusehends. In einem Workshop der BTU Cottbus sahen Studierende viel Potenzial für einen zukünftigen Erholungsort „Bad Eisenhütte“. Das ehemalige Hotel wird in diesen Plänen zum „Spa Lunik“.
Autorin: Elke Kimmel