Zentralvieh- und Schlachthof | Berlin

Leben auf dem Schlachthof? Was auf den ersten Blick absurd klingen mag, ist für manche Berliner:innen längst Realität. Aus dem ehemaligen Zentralvieh- und Schlachthof ist ein lebendiges urbanes Wohnquartier entstanden.
Was ist das?
Das Gelände des ehemaligen Zentralvieh- und Schlachthofes an der Eldenaer Straße.
Wann wurde es errichtet?
Der Schlachthof wurde 1881 eröffnet. Ein umfassender Umbau des Geländes fand von 2002 bis 2012 statt.
Wer nutzt den Ort?
Das Quartier wird größtenteils als Wohngebiet verwendet. Zudem befinden sich dort Grünflächen und Gewerbeeinheiten.
Ein Schlachthof am Rande der Stadt

Die preußische Regierung verbot private Schlachtereien 1868. Daraufhin entstand die Notwendigkeit für den Bau kommunaler Schlachthäuser. Der Zentral-Viehmarkt und Schlachthof der Stadt Berlin wurde 1881 am damaligen Stadtrand Berlins errichtet. Die Pläne stammten von den Baumeistern Köhne und Grapour. Das 38,6 ha große Gelände war aufgrund des Straßennetzes und der benachbarten Ringbahn sehr gut angebunden. Von 1895–98 wurde der Schlachthof um 10,9 ha erweitert.
Essenzielle Ruine

Mit der Erweiterung der Stadtgrenzen rückte der Schlachthof in den folgenden Jahren immer weiter in das Zentrum Berlins und wurde im Zweiten Weltkrieg großflächig zerstört. Die Aufbauarbeiten begannen direkt nach Kriegsende. Der Zentralvieh- und Schlachthof war in der DDR als führender Betrieb der Fleischverarbeitung in Ostberlin weiterhin in Nutzung.
Der denkmalwürdige Schlachthof

Das gesamte Gelände wurde 1990 unter Denkmalschutz gestellt. 1991 wurde der Schlachtbetrieb endgültig eingestellt. Als Berlin als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2000 gehandelt wurde, war das Schlachthof-Areal als Grundstück für olympische Austragungsstätten mit in die Planung einbezogen worden. 2002 begann dann die Umwandlung des Areals in ein neues Wohngebiet mit gewerblicher Nutzfläche. Dieses Vorhaben wurde in den Folgejahren schrittweise realisiert. Dabei wurde die bestehende Bausubstanz des Schlachthofes in unterschiedlichster Manier in die Neuplanung integriert.
Alles nur Fassade? – Umgang mit Altbausubstanz (Teil 1)

Die Teile des ehemaligen Industriebaus werden in einen neuen, urbanen Kontext gestellt. Dies geschieht über das Gelände verteilt auf verschiedene Weisen. So fügen sich einige sanierte Fassaden des ehemaligen Schlachthofs in die Seitenfassaden mancher Reihenhäuser ein. Somit sollte „der ursprüngliche Charakter des Gebietes erhalten werden“, erklärt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung1). Dabei stellen die Fronten das einzige übernommene Element der Altbausubstanz dar. Die Integrierung einer ausgewählten Fassade findet sich in den Neubauten des Gebiets auch andernorts wieder, wo eine vollständige Sanierung wegen des schlechten Zustands der Bausubstanz „wirtschaftlich nicht tragfähig“2) gewesen wäre.
Das Skelett im Park – Umgang mit Altbausubstanz (Teil 2)

Mit den Überresten der ehemaligen Hammelauktionshalle wurde gänzlich anders verfahren. Teile der denkmalgeschützten Tragstruktur verleihen mittlerweile dem neuentstandenen Hermann-Blankenstein-Park einen individuellen Charakter. Der ehemalige Zweckbau wurde somit zu einem begeh- und erlebbaren Ausstellungsstück. Ab und an lassen sich dort Berliner:innen beobachten, welche die Struktur für die Ausführung verschiedener sportlicher Übungen verwenden.
Neues Innenleben – Umgang mit Altbausubstanz (Teil 3)

Bei der ehemaligen Rinderauktionshalle, ein 200 Meter langer Eisenskelettbau, wurde die Tragstruktur erhalten und instandgesetzt, während die Außenwände mitsamt Dach neu konstruiert wurden. Seit Abschluss der Sanierungsarbeiten wird die Halle als Verkaufsfläche für Fahrräder verwendet.
Autor: Tobias Rinke